Fachkräftemangel, ein Arbeitsmarkt, der sich immer mehr zu einem Arbeitnehmer:innenmarkt hin verändert und ein genereller kultureller und sozialer Wandel bringen dem Arbeitsmarkt und der Recruitingwelt neue Herausforderungen, aber auch Chancen. Die Generation Z ist nicht nur die erste Generation, die mit dem Internet, Social Media und dem Smartphone aufgewachsen ist, sondern bringt mit ihren Werten und Überzeugungen viel Veränderung auf den Arbeitsmarkt. Neben generellen Trends, wie z.B. dass Social Media und Employer Branding immer wichtiger werden, hat die Gen Z wieder Themen, wie Work-Life-Balance und Diversity in der Arbeitswelt in den Fokus gebracht.
Gemeinsam mit Student:innen der FH-Wien der WKW und hokify, der mobilen Job-Plattform, wurde das Praxisprojekt “Next Generation Recruiting” umgesetzt, indem besonders folgende Fragen analysiert wurden:
Was erwartet die Generation Z von Arbeitgeber:innen?
Wie und wo kann die Generation Z am besten erreicht werden?
Wie sieht der perfekte Bewerbungsprozess der Generation Z aus?
Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für das Recruiting?
Digital Natives: Generation Z
Wenn von der Generation Z oder kurz Gen Z gesprochen wird, sind Jugendliche und junge Erwachsene gemeint, die zwischen 1997 und 2010 geboren sind. Diese Generation zeichnet ein besonderes Merkmal aus: Sie ist die erste Generation, die mit dem Internet und Smartphone groß geworden ist. Daher werden sie oft auch Digital Natives genannt. Die vorherige Generation Y bzw. die “Millennials” sind zwar ebenfalls digital affin, können jedoch nicht ganz als Digital Natives bezeichnet werden. Sie hatten keinen so intensiven Kontakt mit digitalen Medien in ihrer Kindheit und Jugend, wie die Gen Z. Für die Generation Z ist es üblich, dass Arztbesuche, Essensbestellungen, Einkäufe und Co. mit wenigen Klicks am Smartphone machbar sind. Um sie zu erreichen, müssen sich auch die Arbeitswelt und das Recruiting diesem Mediennutzungsverhalten und Kommunikationsziel anpassen und digitaler werden.
Bedürfnisse der Generation Z
Wie verhält sich die Gen Z also am Arbeitsmarkt und was zeichnet sie abgesehen von ihrer digitalen Kompetenz aus? Für Personen, die der Generation Z angehören, ist besonders ihre Work-Life-Balance wichtig. Daher wünschen sie sich Arbeitgeber:innen, die ihnen Flexibilität und Freiraum bieten. Zusätzlich sind sie wechselbereiter im Hinblick auf ihre Arbeitgeber:innen, wenn ihre Anforderungen und Wünsche nicht mit dem derzeitigen Job übereinstimmen. Auch der moralische und gesellschaftliche Mehrwert eines Unternehmens spielt eine wichtige Rolle für diese Generation, wenn sie sich für oder gegen eine Bewerbung entscheiden. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie Diversität und Aufgeschlossenheit ermöglichen und leben. Ein Großteil der Generation Z will die eigenen Werte und Prinzipien auch im Job widergespiegelt sehen. Dieses Phänomen wird “cultural fit” genannt. Flache Hierarchien, eine Feedbackkultur und gute Beziehungen zu den Vorgesetzten sind ebenfalls wichtige Bedürfnisse der Generation Z an die Arbeitswelt.
Wie und wo wird die Generation Z am besten erreicht?
Während es früher üblich war, sich direkt bei einem Unternehmen zu bewerben, findet der Erstkontakt mit Arbeitgeber:innen heutzutage hauptsächlich online und über Social Media statt. Durch den Fachkräftemangel gibt es mehr offene Stellen als geeignete Kandidat:innen, daher befinden sich qualifizierte Kandidatinnen nicht lange auf dem Arbeitsmarkt. Das führt zu einer Machtumkehr am Arbeitsmarkt: gute und qualifizierte Kandidat:innen müssen umworben werden.
Employer Branding und Social Media
Potenzielle Bewerber:innen und Kandidat:innen der Generation Z informieren sich meistens nicht nur auf Karriereplattformen oder Social Media Kanälen über das Unternehmen, sondern über mehrere Plattformen hinweg. Eine Rolle spielen hier auch Bewertungsplattformen wie kununu und Ähnliches. Daher ist ein aktuelles und gepflegtes Auftreten als Arbeitgeber:in über alle Social Media Kanäle und Plattformen wichtig. Die folgenden vier Attraktivitätsfaktoren sind für die Generation Z bei Unternehmen besonders ausschlaggebend:
Unternehmensverantwortung
Zukünftige Kolleg:innen
Firmengeschichte
Diversität
Employer Branding über Social Media ermöglicht es Recruiter:innen und HR-Professionals diese vier Faktoren dort, wo die Generation Z und potentielle Kandidat:innen täglich Zeit verbringen, in den Fokus zu rücken. Hierfür ist Instagram zurzeit noch die wichtigste Plattform. Aber auch TikTok, Facebook und das Berufsnetzwerk Linkedin spielen neben Bewertungsplattformen und Word-of-Mouth eine wichtige Rolle für das Unternehmensimage und den Online Employer Branding Auftritt von Unternehmen.
Bewerbungsprozess der Generation Z
Eine Generation, die es gewohnt ist, mit wenigen Klicks zu Ergebnissen zu kommen, achtet auch bei der Bewerbung auf eine schnelle und transparente Bewerbung. Daher ist die Dauer einer Bewerbung für die Generation Z entscheidend. Bewerbungen, die länger als 30 Minuten dauern, werden negativ wahrgenommen. Das Gleiche gilt für die Rückmeldung der Unternehmen auf eine eingegangene Bewerbung: schnelle und transparente Antworten sind für Kandidat:innen eine Voraussetzung. Eine online Umfrage von hokify zu diesem Thema hat ergeben, dass sich jede:r zweite:r Bewerber:in eine Rückmeldung innerhalb von drei Tagen erwartet. Hierbei ist eine klare Kommunikation zu allen weiteren Schritten im Bewerbungsprozess und zu wissen, wer die Ansprechperson ist, wichtig.
Die Unternehmenskultur und das Unternehmensimage spielen auch schon beim Bewerbungsprozess für die Generation Z eine entscheidende Rolle: 80% der Gen Z sind dazu bereit, den Bewerbungsprozess vorzeitig abzubrechen, wenn die Unternehmenskultur und die eigene Wertvorstellungen nicht übereinstimmen. Besonders die Einstellung des Unternehmens zu Corporate Social Responsibility sowohl bei sozialen als auch ökologischen Themen und Diversität beeinflussen die Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung.
Diese Punkte sind nicht nur im Verlauf des Bewerbungsprozesses sowie beim Vorstellungsgespräch, ein Make or Break Faktor, sondern auch bei Stellenanzeigen. Die Generation Z achtet bei der Stellenanzeige vor allem darauf, dass das Inserat einerseits strukturiert und übersichtlich aufgebaut ist, aber andererseits auch auf alle oben genannten Faktoren, wie Diversität, CSR usw. Ebenfalls wichtig sind klare Tätigkeitsbeschreibungen und genaue Angaben zur Arbeitszeit, Home-Office und Remote- Work-Möglichkeiten. Außerdem geben drei Viertel der Befragten der Generation Z an, dass sie sich in einer Stellenanzeige eine Unternehmensbeschreibung, welche die Werte und Kultur des Unternehmens darstellt, erwarten. Diversity fängt daher auch schon bei der Stellenanzeige an: Wird im Inserat gegendert? Ist das Bild der Stellenanzeige inklusiv? Sind unterschiedliche Nationalitäten im Unternehmen willkommen? Vermeintlich “kleine” Änderungen wie gendergerechte Sprache und Bilder sind für Unternehmen und Recruiter:innen nicht zeitaufwendig, verändern aber das Erscheinungsbild des Unternehmens für die Gen Z maßgeblich.
Chancen und Herausforderungen im Recruiting
Die größte Chance, die sich für das Recruiting durch die Generation Z bietet, ist, diese mit der eigenen Unternehmenskultur und Unternehmensverantwortung für sich zu gewinnen. Da der Gen Z Aspekte wie Diversität und CSR wichtig sind, dürfen diese nicht im Bewerbungsprozess und der Stellenanzeige fehlen. Um Kandidat:innen der Gen Z zu erreichen, ist es wichtig, einen schnellen und transparenten Bewerbungsprozess und klare Kommunikation zu ermöglichen. Die Generation Z lässt sich von strukturierten Stellenanzeigen, welche Diversität und Vielfalt zeigen und umfassende Aufgabenbeschreibungen beinhalten, überzeugen.
Gleichzeitig ist es für Unternehmen schwer, mit der Schnelllebigkeit und Wechselbereitschaft der Generation Z mitzuhalten und eine emotionale Bindung zwischen Mitarbeiter:innen der Gen Z und Unternehmen zu schaffen, um diese nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Hierfür ist es wichtig, die Generation Z durch Weiterentwicklungsmöglichkeiten, neue Herausforderungen und offene Kommunikation zu motivieren.