Der Ukraine-Krieg hat die europäische Wirtschaft fest im Griff: Sanktionen gegen Russland, hohe Inflation und Berichte über mögliche Öl- und Gasknappheit bestimmen unseren Alltag. Doch warum wird eigentlich alles teurer? Welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Wirtschaft in Mitteleuropa? Was sind Sanktionen? Und was kannst du dagegen tun? Wir haben die Situation zusammengefasst.
Ukrainekrieg - was ist da los?
Bis 1991 war die Ukraine Teil der Sowjetunion (UdSSR). Seit dem Zerfall der UdSSR ist die Ukraine souverän und der flächenmäßig zweitgrößte Staat in Europa und hat 40 Millionen Einwohner. Schon seit geraumer Zeit möchte die Ukraine Mitglied der NATO (“North Atlantic Treaty Organization) und seit Kurzem auch Teil der Europäischen Union werden. 2014 annektierte Russland als Reaktion auf die pro-westliche Haltung der ukrainischen Bevölkerung die Halbinsel Krim im Osten der Ukraine. Seitdem gibt es Kämpfe zwischen den ukrainischen Soldaten und pro-russischen Separatisten in der Nord-Ost-Ukraine. Im Februar 2022 marschierte Russland unter dem Vorwand, die Ukraine von Neo-Nationalsozialisten zu befreien, in der Ukraine ein. Auch ein Völkermord soll an der russischen Minderheit in der Ukraine verübt worden sein. Dafür gibt es jedoch keine Hinweise. Russland fordert, dass die NATO keine weiteren osteuropäischen Staaten aufnimmt und militärische Handlungen in Osteuropa unterlässt. Die EU und die NATO verurteilen das Vorgehen Russlands und haben Sanktionen gegen Russland gesetzt.
#hokifyerklärt: Die NATO (North Atlantic Treaty Organization, auch Nordatlantikpakt) ist ein Verteidigungsbündnis mehrerer westlicher Länder. Sie dient dem gemeinsamen Schutz der Territorien und soll weltweit für politische Sicherheit sorgen. Neben der Verpflichtung zu friedlicher Konfliktbereinigung basiert die NATO auch auf einem Defensivbündnis: Wird ein NATO-Mitgliedsstaat angegriffen, sind die anderen Staaten verpflichtet, diesen in der Selbstverteidigung zu unterstützen.
Europa reagiert mit Sanktionen
Die EU und die USA haben schon bei der Besetzung der Halbinsel Krim Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese bestanden hauptsächlich aus Einreiseverboten, Handelsbeschränkungen und Kontensperrungen von russischen Politikern und Oligarchen. Russland reagierte darauf, indem das Land aufhörte, Landwirtschaftsprodukte aus den USA und der EU zu importieren. Im Laufe des Kriegs folgten weitere Sanktionen - über 750 Unternehmen haben mittlerweile aufgehört Handel mit Russland zu treiben oder diesen reduziert. Zusätzlich wurden Währungsreserven der russischen Zentralbank und Vermögenswerte von russischen und weißrussischen Oligarchen und Unternehmen eingefroren (bspw. Yachten, Jets, Immobilien, Kunstwerke etc.).
#hokifyerklärt: Eine Sanktion ist im politischen Kontext meist eine Zwangsbeschränkung, die einem Staat von einem oder mehreren anderen Staaten auferlegt wird. Meist ist es die Reaktion auf ein Fehlverhalten (aus der Perspektive der Anderen) und bedeutet eine Einschränkung. Das können Beschränkung oder sogar der komplette Abbruch von Handel, Transport und Kommunikation sein, aber auch der Ausschluss aus Bündnissen sowie von Veranstaltungen und Events oder auch im Extremfall das Einfrieren von Geldern und die Enteignung sein.
Wirtschaftliche Risiken und Auswirkungen für Mitteleuropa
Durch die verhängten Sanktionen, besonders die Handelsembargos verschiedener Staaten, den Rückzug vieler Unternehmen aus Russland und den von Russland gesetzten Gegenmaßnahmen spürt auch die europäische Wirtschaft den Krieg.
#hokifyerklärt: Ein Handelsembargo ist ein staatliches Verbot, das den Import und Export von Gütern und Dienstleistungen in und aus einem bestimmten Staat verbietet. Verhängt beispielsweise Österreich ein Handelsembargo gegen Russland, darf niemand aus Österreich mehr russische Waren importieren oder Waren nach Russland exportieren. Embargos können auch andere Bereiche, zum Beispiel Brennstoffe oder Finanzen betreffen.
Inflation
Durch die Lieferengpässe der Corona-Pandemie und der erhöhten Nachfrage nach der Pandemie sind die Preise für Waren und Dienstleistungen auch schon vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine gestiegen. Da nun aber zusätzlich gewisse Rohstoffe, allen voran Öl und Gas, aufgrund des Krieges begrenzter und damit teurer werden, steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen an. Die hohe Inflation führt zu einer sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung. Ein Euro ist also heute weniger wert, als er es noch vor einigen Wochen war. Zusätzlich sind die Zinsen derzeit niedrig, was die Nachfrage nach Krediten erhöht (weil sie vergleichsweise billig und damit leistbar sind) und so die Nachfrage der Bevölkerung nach Produkten und Dienstleistungen zusätzlich gesteigert wird (weil durch die Kredite mehr Geld vorhanden ist). Ein Energieembargo gegen Russland kann diese Entwicklung zusätzlich verschärfen, da dadurch Öl und Gas nochmals verknappt werden. Verbraucher spüren die Auswirkungen vor allem beim Einkauf: Preise für Waren des täglichen Bedarfs, allen voran Lebensmittel und Energie, sind in den letzten Wochen rasant angestiegen. Aufgrund der derzeitigen Konjunkturentwicklungen befürchten Viele, dass wir uns bald wieder in einer Rezession befinden werden, auch wenn das bisher noch nicht sicher ist.
Öl- und Gasknappheit
Russland ist einer der größten Rohstoffexporteure weltweit. Besonders Gas- und Öllieferungen aus Russland bilden für viele Staaten die Basis der eigenen Versorgung. Viele Länder in Europa, unter Anderem auch Österreich und Deutschland, sind auf Brennstoff-Lieferungen aus Russland angewiesen. Wird ein Energieembargo (Öl und Gas) verhängt, kann das zu einer reduzierten Wirtschaftsleistung führen, weil für die Gaslieferungen in so kurzer Zeit kein Ersatz gefunden werden kann. Das bedeutet Ressourcenknappheit, die wiederum zu Produktionsstopps oder -verzögerungen führen kann. Zusätzlich würde eine weitere Verknappung der Brennstoffe die Inflation weiter vorantreiben, weil das Angebot kleiner, aber die Nachfrage gleichbleibend wäre und dadurch die Preise steigen würden.
Was kannst du tun?
Stellt sich die Frage - was kannst du tun, um die hohen Kosten abzufedern? Die Antwort ist einfach: sparen. Abgesehen davon, unseren Konsum zu reduzieren, gibt es derzeit für die Bürgerinnen im Mittel- und Westeuropa wenige Möglichkeiten, den hohen Preisen entgegenzuwirken. Hier kommen 5 Spartipps, die dir langfristig helfen, trotz hoher Preise nicht zu viel Geld auszugeben:
Eigenen Konsum überdenken
Preise vergleichen
Energie sparen
Laufende Kosten checken
Finanzen im Blick behalten
1. Eigenen Konsum überdenken
Der erste Schritt ist immer, bewusster zu konsumieren. Welche Käufe brauchst du wirklich, was landet nach kurzer Zeit sowieso ungenutzt im Regal oder gar im Müll? Welche Lebensmittel kaufst du vielleicht nur noch aus Gewohnheit, obwohl du sie eigentlich schon nicht mehr sehen kannst? Wie oft gehst du Kleidung shoppen und was brauchst du davon wirklich? Stelle dir vor jedem Kauf die Frage, ob du dieses oder jenes Produkt wirklich brauchst. Vielleicht kannst du es dir für die Gelegenheit von jemandem ausborgen? Oder du kannst es mit wenig Aufwand selbst machen? Oder hast du vielleicht sowieso schon 15 andere Versionen des Teils? Finde für dich heraus, auf welche Käufe du verzichten kannst, um Geld zu sparen.
2. Preise vergleichen
Was für die Meisten bei größeren Anschaffungen ganz normal ist, zahlt sich auch bei kleinen Summen aus: Preise vergleichen. Statt immer wie gewohnt zu derselben Marke zu greifen, kann es sich lohnen, den Preis mit den konkurrierenden Artikeln zu vergleichen. Vielleicht ist ja etwas Billigeres dabei? Gerade beim Lebensmitteleinkauf kann so unkompliziert gespart werden.
#hokifyexpertentipp: Greif zu No-Name-Ware! Markenartikel sind meist teurer, als die Eigenmarken der Supermärkte, sind aber oft genauso gut - manchmal werden sie sogar an denselben Orten produziert!
3. Energie sparen
Bei steigenden Brennstoffpreisen ist der erste Instinkt, möglichst wenig davon zu verbrauchen. Das gelingt am Besten, indem du beim Heizen und beim Transport sparst. Vielleicht kannst du ja den einen oder anderen Weg durch die Öffis oder das Rad ersetzen? Oder du fühlst dich auch wohl, wenn es ein bis zwei Grad kühler in der Wohnung ist? Die Heizung abzudrehen, wenn du nicht zu Hause bist, kann auch schon viel bewirken. Ein programmierbarer Thermostat übernimmt das sogar für dich. Gut isolierte Fenster und geschlossene Türen tragen auch zu niedrigeren Heizkosten bei. Stromverbraucher können ebenfalls zu hohen Kosten führen: Schalte nicht genutzte Geräte wirklich ab (nicht nur im Standby Mode!), nutze den Wasserkocher, statt des Herds und wasche deine Wäsche bei niedrigen Temperaturen.
4. Laufende Kosten checken
Laufende Kosten können ganz schön große Geldfresser sein. Oft werden sie einmal abgeschlossen und dann automatisch gezahlt, ohne sich Gedanken darum zu machen. Eliminiere alle Kosten, die du aus Gewohnheit zahlst, aber eigentlich nicht nutzt. Das können Fitnesscenter-Mitgliedschaften, App-Abos oder Streaming-Dienste sein - nutzt du die Dienstleistung nicht, solltest du nicht dafür zahlen. Auch bei den lebensnotwendigen Betriebskosten wie Versicherungen, Strom, Gas, Handyvertrag oder Internet kann oft gespart werden: ein Umstieg auf einen anderen Anbieter oder ein Tarifwechsel können oft Wunder bewirken. Tipp Nummer 5 kann dir dabei helfen…
5. Finanzen im Blick behalten
Klingt logisch, ist es aber oft nicht: du solltest dir immer im Klaren darüber sein, wie dein Kontostand aussieht und welche Ausgaben und Einnahmen du hast. Auch wenn das vielleicht mühsam klingt, kann es dir Geldfresser und unnötige Ausgaben am einfachsten aufzeigen. Außerdem bekommst du so ein Gefühl dafür, wofür du eigentlich Geld ausgibst - oft haben wir in der Hinsicht eine etwas verzerrte Wahrnehmung. Besonders “kleine” Ausgaben, wie Take-Away-Food, Getränke to Go, ungeplante Käufe oder unnötige Kleinigkeiten können sich schnell anhäufen.
#hokifyexpertentipp: Auch wenn nichts gegen das gute alte Haushaltsbuch spricht, gibt es mittlerweile Finanzapps, in denen du deine Einnahmen und Ausgaben ganz easy tracken kannst. Alternativ tut es auch eine Excel-Tabelle oder dein Kontoauszug - Hauptsache du nimmst dir in regelmäßigen Abständen Zeit dafür, deine Ausgaben und deine finanzielle Lage zu analysieren und mögliche Einsparungen zu finden. Gehaltsanpassungen im Tarif- bzw. Kollektivvertrag aufgrund der Inflation, solltest du auch im Auge behalten!
Fazit
Die Auswirkungen des Krieges sind auch bei uns zu spüren. Hohe Inflation und Ressourcenknappheit sind nur die wirtschaftlichen Entwicklungen, mit denen wir zu rechnen haben. Derzeit wirkt die Situation nicht so, als wäre sie bald gelöst, was bedeutet, dass sich auch der Rest der Welt auf weitere Sanktionen, Preissteigerungen und Ressourcenknappheit einstellen muss.