“Sie hat sich stets bemüht und immer ihr Bestes gegeben”: Eine Formulierung, die in deinem Dienstzeugnis vielleicht eher negativ als positiv aufzufassen ist. Das Dienstzeugnis kann ein wichtiger Bestandteil deiner Bewerbung sein und dich deinem Traumjob einen Schritt näher bringen - gleichzeitig kann es aber auch ein Nachteil sein. Was ist beim Dienstzeugnis eigentlich erlaubt, was nicht und worauf hast du rechtlichen Anspruch? Wir haben alles, was du über das Dienstzeugnis wissen musst, zusammengefasst. Außerdem findest du am Ende des Artikels zwei Dienstzeugnis-Vorlagen.
Was ist ein Dienstzeugnis?
Verlässt du das Unternehmen, steht dir gesetzlich ein Dienstzeugnis zu. Das ist eine schriftliche Bestätigung deiner Arbeitgeberin über deine Anstellung bei dem Unternehmen. Die folgenden Punkte müssen im Dienstzeugnis enthalten sein:
Allgemeine Angaben zu deiner Person (Arbeitnehmerin)
Genaue Bezeichnung des Unternehmens (Arbeitgeberin)
Dauer des Arbeitsverhältnisses
Art der Tätigkeit(en) und Aufgaben
Ort, Datum & Unterschrift der Arbeitgeberin
Das Dienstzeugnis darf es dir nicht erschweren, eine neue Stelle zu finden. Negative Anmerkungen über deine Leistung oder Arbeitseinstellung sind demnach nicht erlaubt. Außerdem gibt es keine formalen Kriterien für das Dienstzeugnis, die eingehalten werden müssen. Die Gestaltung bleibt also deiner ehemaligen Arbeitgeberin überlassen, es muss jedoch von der ausstellenden Person datiert und unterschrieben werden.
Du hast kein gesetzliches Recht auf ein “qualifiziertes Dienstzeugnis”, also ein Dienstzeugnis, das zusätzlich zu den oben genannten Aspekten auch Informationen über deine Arbeitsweise oder Leistung enthält. Das ist eine freiwillige Leistung deiner ehemaligen Arbeitgeberin, die sie erbringen kann, aber nicht muss.
#hokifyexpertentipp: Wenn dein Kollektivvertrag nichts Anderes vorsieht, kann ein Dienstzeugnis bis zu 30 Jahre im Nachhinein angefordert werden. Natürlich ist es aber klüger, es direkt bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses anzufordern.
Dienstzeugnis anfordern: so funktioniert es
Kündigst du, ist es am einfachsten, das Dienstzeugnis direkt in der Kündigung anzufordern, Das kannst du ganz einfach mit einem zusätzlichen Satz in deinem Kündigungsschreiben machen:
“Ich bitte um eine Bestätigung der Erhaltung dieser Kündigung und die Ausstellung eines Dienstzeugnisses.”
Wirst du gekündigt, solltest du dein Dienstzeugnis ebenfalls schriftlich beantragen. Das kann zum Beispiel via E-Mail an deine Vorgesetzte passieren. Bei einer einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses kannst du es bei der Vertragsauflösung ansprechen.
#hokifyexpertentipp: Du hast zwar rechtlich Anspruch auf ein Dienstzeugnis, musst dich jedoch selbst darum kümmern, dass du es auch bekommst. Deine Arbeitgeberin ist nicht verpflichtet, dir ein Dienstzeugnis ohne Nachfrage auszustellen.
Formulierungen im Dienstzeugnis
Generell gilt: Das Dienstzeugnis darf dich bei der Jobsuche nicht behindern. Das bedeutet, dass keine negativen Formulierungen oder unvorteilhaften Aussagen in deinem Dienstzeugnis stehen dürfen.
Leider ist es jedoch nicht immer so, dass gute Aussagen auch tatsächlich gute Aussagen sind. Mittlerweile hat sich fast ein Geheimcode unter Personalerinnen entwickelt, der oft mehr bedeuten kann, als wirklich im Zeugnis steht. Generell gilt: Der Superlativ (“größter”, “vollster”, “bester”, “außerordentlich zufrieden”, “Erwartungen übertroffen”...) lässt auf ein sehr gutes Zeugnis schließen.
Die folgenden Formulieren lassen beispielsweise eher auf negative Aspekte schließen, als auf Positive:
Formulierung | Bedeutung |
Er war stets pünktlich und bemüht | Ja, er war pünktlich und bemüht. Mehr Gutes gibt es aber nicht zu sagen |
Mit ihrer Vorgesetzten/ihren Kolleginnen ist sie gut zurecht gekommen | Sie war eher eine Mitläuferin ohne eigene Meinung |
Sie hat alle Arbeiten ordnungsgemäß erledigt | Sie hat die Aufgaben erledigt, jedoch keine Eigeninitiative gezeigt |
Er hat sich bemüht… | Er hat sich bemüht, mehr aber auch nicht |
Er ist eine gesellige Person und hat das Team mit seiner kommunikativen Persönlichkeit bereichert. | Er hat mehr mit dem Team gequatscht als gearbeitet |
#hokifyexpertentipp: Aufgrund dieser Formulierungen kann ein “normales” Dienstzeugnis, das keinen Kommentar zu deiner Leistung gibt, manchmal die bessere Wahl sein. Zu einer Korrektur, weil dir beispielsweise eine Formulierung nicht passt, ist deine Arbeitgeberin nicht verpflichtet. Sie muss allerdings ein korrektes Zeugnis im Bezug auf die enthaltenen Informationen ausstellen - fehlt also beispielsweise der Zeitraum, in dem du angestellt warst, kannst du ein korrektes Zeugnis verlangen.
Dienstzeugnis selbst schreiben
Immer öfter kommt es vor, dass Arbeitgeberinnen dich das Dienstzeugnis aufsetzen lassen. In diesem Fall kannst du entweder eine Vorlage verwenden (wir haben unten zwei Verschiedene für dich vorbereitet) oder selbst ein Dienstzeugnis formulieren. Dabei solltest du jedoch darauf achten, dass du nicht aus Versehen Formulierungen verwendest, die dich in ein schlechtes Licht rücken. Außerdem solltest du nicht nur perfekte Aussagen aneinander reihen. Vergiss nicht, alle relevanten Informationen wie oben genannt in dein Dienstzeugnis zu inkludieren und einen formalen Ton anzuschlagen. Du musst auch keinen Grund für deine Beendigung des Arbeitsverhältnisses nennen.
Wenn die Arbeitgeberin kein Dienstzeugnis ausstellen will
Du hast rechtlichen Anspruch auf ein Dienstzeugnis. Weigert sich deine (Ex-) Arbeitgeberin, dir ein Zeugnis auszustellen, solltest du dieses auf jeden Fall nochmal schriftlich beantragen und am besten auch gleich einen Vorschlag für ein Dienstzeugnis vorlegen. Dabei kannst du auch eine Frist kommunizieren, nach der du rechtliche Maßnahmen (z.B. eine Klage) einleitest. Im schlimmsten Fall kannst du dein Dienstzeugnis auch einklagen.
Fazit
Das Dienstzeugnis steht dir rechtlich zu und ist eine Bestätigung deiner Arbeitgeberin über deine Anstellung bei dem Unternehmen. Im Dienstzeugnis müssen Angaben zu deiner Person, die genaue Bezeichnung des Unternehmens, die Dauer des Arbeitsverhältnisses und deine Tätigkeiten bzw. Verantwortungen. Außerdem muss es Datum und Ort enthalten und von der ausstellenden Person unterschrieben worden sein. Auch wenn das Dienstzeugnis eigentlich keine hinderlichen Elemente beinhalten darf, können manche positiv formulierten Aussagen eigentlich negativ gedeutet werden. Wenn sich deine (Ex-) Arbeitgeberin weigert, ein Dienstzeugnis auszustellen, kannst du es im Notfall sogar einklagen.