Wann bekomme ich eine Gehaltserhöhung?

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Aktualisiert: 24.06.2024 Lesedauer: ca 3min

Hand mit mehreren 200€ Scheinen nach der Gehaltserhöhung

Am Monatsende mehr Geld auf dem Konto zu haben, klingt gut, oder? Stellt sich also die Frage, wie man mehr Gehalt bekommen kann und wann es eigentlich eine Gehaltserhöhung gibt. Hier kommen verschiedene Möglichkeiten, um eine Gehaltserhöhung zu bekommen und einige Tipps und Argumente für deine Gehaltsverhandlung

Gehalts- und Lohnerhöhungen nach Kollektivvertrag 

Gilt für dich und deine Arbeitgeberin ein Kollektivvertrag, gelten auch die von der Gewerkschaft und Arbeitgeber-Vertreterinnen ausverhandelten Lohn- und Gehaltserhöhungen (“Lohnrunden”). Üblicherweise werden jährlich neue Konditionen, Erhöhungen und Adaptionen der Kollektivverträge verhandelt, die dann bis zu einem gewissen Zeitpunkt umgesetzt werden müssen. Dabei wird zwischen verschiedenen Gehaltserhöhungen unterschieden: 

Mindestlohn-Erhöhungen 

Wird eine allgemeine Gehaltsverhandlung ausverhandelt, bezieht sich diese meistens auf den kollektivvertraglichen Mindestlohn. Sie steht dir also automatisch zu, wenn du nach dem kollektivvertraglichen Mindestlohn bezahlt wirst. Normalerweise gibt es einen (manchmal rückwirkenden) Zeitpunkt, zu dem die Erhöhung in Kraft tritt. 

Ist-Lohnerhöhungen 

Verdienst du mehr als den kollektivvertraglichen Mindestlohn, steht dir eine Gehaltserhöhung nur dann zu, wenn diese ausdrücklich ausverhandelt wurde. Werden auch die Gehälter erhöht, die über dem Mindestlohn liegen, wird das als “Ist-Lohnerhöhung” bezeichnet und meist in einem Prozentsatz angegeben. Sie fällt meist niedriger aus als die Mindestlohn-Erhöhung. Manche Kollektivverträge sehen auch vor, dass die Überzahlung zum Mindestlohn aufrechterhalten werden muss, also dass du nach der Mindestlohnerhöhung um dieselbe Summe mehr verdienst, als zuvor. 

Gehaltserhöhungen durch Vorrückungen 

Deine Gehaltseinstufung in deinem Kollektivvertrag erfolgt auf Basis deiner Tätigkeiten und meist deiner Arbeitsjahre. Basierend darauf, was deine Tätigkeiten sind und wie viel Erfahrung du in diesem Bereich mitbringst, wirst du in eine bestimmte Gehaltsklasse eingeordnet. Bist du für einen längeren Zeitraum bei einer Firma oder hast schon Vordienstzeiten (Arbeitsjahre bei einem anderen Arbeitgeber, aber in demselben KV oder Tätigkeitsbereich) kannst du auch durch eine Vorreihung im Kollektivvertrag eine Gehaltserhöhung bekommen. Viele Kollektivverträge sehen diese Vorrückung auch einmal jährlich vor. 

Gehalts- und Lohnerhöhungen ohne Kollektivvertrag

Basiert dein Arbeitsvertrag nicht auf einem Kollektivvertrag, gelten auch die kollektivvertraglichen Lohnerhöhungen nicht für dich. Das bedeutet, alle Gehaltserhöhungen müssen individuell zwischen dir und deiner Arbeitgeberin ausgemacht und vertraglich festgehalten werden. Grundsätzlich gibt es dabei keine Regeln, an die ihr euch halten müsst, sondern ihr könnt entscheiden, wie ihr das Arbeitsverhältnis gestalten wollt, solange die getroffene Vereinbarung für beide Seiten passt und gegen keine Gesetze verstößt. 

#hokifyexpertentipp: Natürlich kannst du auch aktiv nach einer Gehaltserhöhung fragen, wenn du einen KV-basierten Vertrag hast.

Individuelle Gehaltserhöhungen: Tipps und Tricks 

Egal ob mit oder ohne Kollektivvertrag, individuelle Gehaltserhöhungen sind immer eine Möglichkeit, mehr Gehalt zu bekommen. Meistens werden diese jedoch nicht von deinem Arbeitgeber angeboten, sondern du musst aktiv danach fragen und meist auch verhandeln, ob und wie viel Gehalt du in Zukunft bekommen wirst. Hier sind einige Tipps, mit denen du nach einer Gehaltserhöhung fragen und dein Gehalt verhandeln kannst: 

Den richtigen Zeitpunkt wählen 

Grundsätzlich gibt es einige Ereignisse in deinem Arbeitsleben, die sich gut für Gehaltserhöhungen anbieten. Das ist meistens dann der Fall, wenn du entweder mehr Verantwortung bekommst oder besonders gut in deinem Job bist. Dazu zählen beispielsweise die folgenden Anlässe: 

  • Jobwechsel 

  • Beförderung 

  • Erfolgreicher Abschluss eines Projekts oder Ähnliches

  • Nachweisliche Steigerung deiner Leistung 

  • Erreichung von vorab definierten Zielen

  • Übernahme von zusätzlichen Aufgaben oder Verantwortungsbereichen

Diese Anlässe sind also eine gute Möglichkeit, eine Gehaltserhöhung anzusprechen. Dabei solltest du jedoch darauf achten, den richtigen Rahmen zu wählen: Nutze dein Mitarbeitergespräch oder mache dir einen eigenen Termin dafür aus. 

Gehaltserhöhung richtig argumentieren

Deine Arbeitgeberin wird natürlich wissen wollen, warum sie dir mehr Geld zahlen sollte und welchen Vorteil das für sie hat. Grundsätzlich gilt: Denke hier immer aus der Perspektive der Arbeitgeberin, nicht nur aus deiner eigenen. Dass du mehr Geld brauchst, weil deine Lebenskosten steigen, ist zwar für dich ein wichtiges Argument, wird deine Arbeitgeberin jedoch nicht unbedingt beeindrucken. Konzentriere dich deswegen eher auf folgende Argumente für deine Gehaltserhöhung: 

  • Erbrachte Leistung:
    Hast du ein Projekt besonders erfolgreich umgesetzt oder vereinbarte Ziele erreicht? Hast du an Produktverbesserungen gearbeitet oder den Service verbessert? 

  • Übernommene Verantwortung:
    Bist du eigenständiger geworden, hast mehr Verantwortung bekommen oder zeigst besonderes Engagement? 

  • Mentoring & Einschulung:
    Hilfst du bei der Einschulung von neuen Mitarbeiter:innen, bist ein Mentor oder bist auf anderer Art ein Vorbild für dein Team? 

  • Weiterbildung und erweiterte Fähigkeiten: ‘
    Hast du dich weitergebildet und kannst jetzt andere/mehr Aufgaben übernehmen? Bringst du neue Fähigkeiten in die Firma oder bist Ansprechperson/Expertin für ein gewisses Gebiet?

  • Andere Angebote:
    Hast du ein besseres Jobangebot auf dem Tisch liegen, das du annehmen könntest? 

Forderungen für Gehaltserhöhung überlegen 

Neben deinen Argumenten solltest du dir auch gut überlegen, wie viel mehr du eigentlich gerne hättest. Meistens werden Gehaltsverhandlungen in Prozent auf dein Bruttogehalt verhandelt. Am besten legst du dir zwei Beträge zurecht: Den, den du gerne hättest, und den Betrag, den du nicht unterschreiten willst. So hast du genug Spielraum für die Verhandlungen, kannst dich aber auch nicht überrumpeln lassen. Behalte dabei im Hinterkopf, dass dich deine Arbeitgeberin vermutlich noch ein bisschen runterhandeln wird. 

Fazit

Während individuelle Gehaltserhöhungen jederzeit zwischen Arbeitnehmerin und Arbeitgeberin ausgehandelt werden können, gibt es auch kollektivvertraglich festgelegte Gehaltserhöhungen. Diese betreffen, je nach Verhandlungsbasis, alle Arbeitnehmenden für die der KV gilt oder nur diejenigen, die auf Mindestlohnniveau bezahlt werden. Es gibt also kein allgemeines Recht auf Gehaltsverhandlungen, in den meisten Fällen gibt es jedoch gewisse Rahmenbedingungen, die eine Gehaltserhöhung begünstigen. 

Julia ist gut darin, die Schwerkraft auszutricksen und schlecht darin, den Weg ohne Google Maps zu finden. Ihre Leidenschaft für Sprache und hat sie über die Tourismusindustrie zur Kommunikationsbranche geführt, wo sie ein Masterstudium in Digital Marketing und Kommunikation absolviert hat. In den hokify Karriere-Tipps versorgt sie dich regelmäßig mit den wichtigsten Tipps, Tricks und Infos rund um den Arbeitsalltag (inklusive dessen rechtlichen Regelungen) und den Arbeitsmarkt, damit du hoffentlich informierter in dein Berufsleben startest, als sie es anfangs war.

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