Du stehst kurz vor dem Abschluss deiner Schulpflicht oder hast gerade die achte Schulstufe hinter dir und fragst dich, was als nächstes kommt? Die Wahl für die richtige Ausbildung kann schwer sein - Lehre oder doch lieber AHS? Und welche anderen Optionen hast du eigentlich? Wir zeigen dir, welche Wege der Schul- bzw. Berufsausbildung dir offen stehen und was du nach der Pflichtschule alles machen kannst! Inklusive den Vor- und Nachteilen zu allen allgemeinbildenden, höherbildenden und berufsbildenden Ausbildungszweigen in Österreich!
Allgemeines zur Pflichtschule
Grundsätzlich gilt in Österreich eine Schulpflicht von neun Jahren. Jedes Kind, welches in Österreich lebt und vor dem 1. September sechs Jahre alt wird, ist spätestens in diesem Jahr schulpflichtig. Für Kinder, die nach dem 1. September sechs Jahre alt werden, gilt die Schulpflicht für das folgende Schuljahr. Das bedeutet, dass Kinder, die mit sechs Jahren die Schule starten, ihre Pflichtschule mit 15 Jahren beenden. Wenn du hingegen erst mit sieben zur Schule gegangen bist, endet deine Schulpflicht sobald du 16 Jahre alt bist.
Ausbildungspflicht nach der Pflichtschule
Seit 2016 gilt in Österreich auch eine Ausbildungspflicht, die besagt, dass alle Jugendlichen in Österreich bis zu ihrem 18ten Lebensjahr in Ausbildung sein müssen. Das bedeutet, du musst entweder eine Schule besuchen, eine Lehre machen oder in irgendeiner anderen Form von Ausbildung sein. Der Grund dafür ist, dass Jugendliche eine fixe Zukunftsperspektive haben sollen und somit Jugendarbeitslosigkeit verringert wird. Damit du deiner Ausbildungspflicht nachkommst, hast du folgende Möglichkeiten:
Weiterführende Schule
Lehrausbildung
Ausbildung zu einem Sozialbetreuungs- oder Gesundheitsberuf
Kurse, die auf eine weiterführende Ausbildung vorbereiten
Offiziers- oder Unteroffiziersausbildung
Besuch von Schulen oder Ausbildungen im Ausland
Quiz: Lehre oder Studium? Was passt besser zu dir?
Was diese einzelnen Optionen zu bieten haben, zeigen wir dir jetzt:
Weiterführende Schulen
Die erste und die dir wahrscheinlich bekannteste Option ist es, nach deiner Pflichtschule eine weiterführende Schule zu besuchen, um deine Matura zu erlangen. Hierbei gibt es aber verschiedene Schulformen aus denen du wählen kannst:
1. Allgemeinbildende höhere Schule - AHS
Eine AHS ist eine allgemeinbildende höhere Schule und dauert vier Jahre. Du schließt die AHS mit einer Reifeprüfung (Matura) ab, mit der du dich in weiterer Folge zum Beispiel für Studien an einer Fachhochschule, Universität oder einem Kolleg bewerben kannst. Bei der AHS gibt es zwei große Modelle - einerseits das Gymnasium und andererseits das Realgymnasium. Der Unterschied liegt darin, dass das Gymnasium eher sprachlich und geisteswissenschaftlich geprägt ist, während das Realgymnasium einen stärkeren Fokus auf Naturwissenschaften und Mathe hat. Das sind die gängigsten Zweige der AHS, viele Schulen haben jedoch auch andere Schwerpunkte wie Musik oder Sport. Diese können dafür aber auch fünf statt vier Jahre dauern.
Vorteile der AHS
Reifeprüfung
Umfassende und ausgeprägte Allgemeinbildung
Verschiedene Schwerpunkte wie Naturwissenschaften, Sport oder Sprachen
Nachteile der AHS
Keine Berufsausbildung
Stark theoretisch
Nach der AHS-Matura muss (fast immer) noch eine zusätzliche Ausbildung gemacht werden (z.B. Studium, Berufsausbildung...)
#hokifyexpertentipp: Die AHS eignet sich gut, wenn du viel Wert auf eine allgemeine und breitgestreute Ausbildung legst. Du kannst während der AHS herausfinden, wo deine Stärken liegen und hast dann nach der AHS alle Studienrichtungen als Optionen offen. Keine Sorge wir erklären dir auch, wie du herausfindest, welcher Job nach der Matura zu dir passt!
2. Berufsbildende mittlere Schule - BMS
Du weißt jetzt schon, welchen Beruf du in Zukunft haben möchtest? Dann solltest du über eine berufsbildende mittlere Schule nachdenken. Eine typische BMS ist zum Beispiel die Handelsschule (HAS), in der du für wirtschaftliche und kaufmännische Berufe ausgebildet wirst oder die Fachschule für Mode, die sich für Berufe in der Modebranche eignet.
Berufsbildende mittlere Schulen dauern ein bis vier Jahre und du schließt sie mit einer Abschlussprüfung ab. Jedoch hast du in den meisten Fällen keine abgeschlossene Berufsausbildung, wenn du nur ein oder zwei Jahr auf der BMS bist. Damit du eine abgeschlossene Berufsausbildung hast, solltest du mit mindestens drei Jahren rechnen. Mit einer mindestens dreijährigen BMS hast du auch die Option durch Aufbaulehrgänge und Kurse anschließend die Matura zu erlangen.
5 Beispiele einer BMS
Handelsschule (HAS)
Technische, gewerbliche und kunstgewerbliche Fachschule
Fachschule für Mode
Schule für Sozialberufe
Bundessportakademie
Vorteile der BMS
fundierte Berufsausbildung
Kürzer als eine BHS
Direkter Berufseinstieg in den Fachbereich nach Abschluss möglich
Nachteile der BMS
Konkurrenz durch BHS Absolventen im Arbeitsmarkt
Ein bis zweijährige Ausbildungen sind keine abgeschlossenen Berufsausbildungen
Keine Matura bzw. Matura nur mit Aufbaulehrgängen möglich
3. Berufsbildenden höhere Schule - BHS
Berufsbildende höhere Schulen vermitteln einerseits auch viel Allgemeinbildung, haben aber einen fixen Schwerpunkt auf ein Berufsfeld. Für technische und gewerbliche Berufe ist die HTL ein bekanntes Beispiel für berufsbildende höhere Schulen. Im Zuge einer BHS wirst du einerseits stark praktisch und berufsorientiert ausgebildet und schließt am Ende mit der Matura ab. Die Matura für eine AHS und BHS unterscheidet sich jedoch, da die AHS - Matura allgemeiner gehalten wird, während die BHS-Matura berufsspezifischer ist. Du schließt die BHS neben einer Reifeprüfung auch mit einer Diplomprüfung ab. Eine BHS dauert fünf Jahre.
5 Beispiele einer BHS:
Handelsakademie (HAK)
Höhere technische und gewerbliche Lehranstalt (HTL)
Höhere Lehranstalt für Mode
Höhere Lehranstalt für Tourismus
Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe
Vorteile der BHS
Diplom- und Reifeprüfung
Schwerpunkte und Spezialisierungen
Direkter Einstieg in einen Beruf in dem Fachgebiet nach Abschluss möglich
Nachteile der BHS
Zeitintensiv (5 Jahre)
Meist mehr Wochenstunden als eine AHS
Lehre
Die Lehre ist der beste Weg, einen bestimmten Beruf zu erlernen und dabei auch schon sein eigenes Gehalt zu verdienen. In Österreich ist die Lehre als duale Ausbildung aufgebaut, was bedeutet, dass du einerseits theoretisches Wissen in der Berufsschule als auch praktisches Wissen im Betrieb bzw. Unternehmen erlangst. Es gibt verschiedene Arten von Lehren wie die betriebliche Lehre, überbetriebliche Lehre oder Lehre mit Matura. Die meisten Lehren dauern zwei bis vier Jahren, die genaue Lehrzeit hängt jedoch von Beruf und Branche ab.
5 Beispiele von Lehrberufen:
Systemgastronomie Lehre
Physiklaborant/in Lehre
Hochbauspezialist/in Lehre
Vorteile der Lehre
Praxisorientiert
Berufsausbildung
Oft direkte Übernahme in den Betrieb
Nachteile der Lehre
Keine Reifeprüfung, außer bei Lehre mit Matura
Nicht für alle Berufe möglich
#hokifyexpertentipp: Die Lehre ist eine der kürzesten und besten Wege, um in Österreich eine abgeschlossene Berufsausbildung zu erlangen. Du hast die Wahl zwischen 200 verschiedenen Lehrberufen, kennst du diese 10 Lehrberufe schon? Wenn du dir nicht sicher bist, welcher Lehrberuf zu dir passt, können dir diese 6 Fragen weiterhelfen!
Ausbildungen
Falls die oben genannten Optionen bis jetzt nicht ansprechend für dich waren, hast auch die Möglichkeit, eine Ausbildung zu einem Gesundheitsberuf oder eine Ausbildung für Sozialberufe zu machen. Jedoch haben viele Ausbildungen eine Altersbeschränkung - für die Ausbildung zum Rettungssanitäter musst du z.B. mindestens 17 Jahre alt sein.
5 Beispiele einer Ausbildung:
Rettungssanitäter/in Ausbildung
Zahnärztliche Assistenz Ausbildung
Ausbildung zur Diplomsachbetreuer/in
Ausbildung beim Bundesheer
Ausbildung zum medizinischen Masseur/in
#hokifyerklärt: Falls du eine Ausbildung machen willst, aber du noch nicht das Mindestalter erfüllst, kannst du zwischenzeitlich eine polytechnische Schule besuchen. Eine polytechnische Schule schließt an der achten Schulstufe an und dient als Überleitungsprozess, in dem du theoretisch und praktisch auf deine weitere Schullaufbahn und Karrierelaufbahn vorbereitet wirst. Eine polytechnische Schule dauert an sich nur ein Jahr, du kannst aber auch ein freiwilliges zweites und drittes Jahr machen.
Vorteile einer Ausbildung
Praxisorientiert
Kürzer als viele andere Berufsausbildungen wie Lehre oder Schule
Viele Berufe im Gesundheits- und Sozialbereich
Nachteile einer Ausbildung
Altersbeschränkungen
Oft nur eine teilweise abgeschlossene Berufsausbildung
Fazit
Egal für welche Optionen du dich entscheidest, jede dieser oben genannten Optionen hat viele Vorteile und bringt dich weiter. Richte dich danach, ob du eher auf eine allgemeine und breit gestreute Ausbildung oder berufsorientierte Ausbildung wert legst und entscheide dann zwischen den einzelnen Zweigen. Egal für welchen Weg du dich nach der Schulpflicht entscheidest, wichtig ist , dass du diesen erfolgreich abschließt, danach steht dir immer noch jede Tür offen! Hier hast du nochmal einen schnellen Überblick: