Homeoffice: Rechtliche Regelungen

von Sebastian Prax

Aktualisiert: 10.03.2022 Lesedauer: ca 5min

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Spätestens seit dem ersten Corona-Lockdown ist Homeoffice ein alltägliches Thema für viele Arbeitnehmerinnen. Was anfangs als Pandemie-Maßnahme eingeführt wurde, ist gekommen um zu bleiben: immer mehr Arbeitnehmerinnen wünschen sich flexible Arbeitsgestaltung und das Arbeiten von zu Hause aus. Doch wie verhält es sich mit den rechtlichen Grundlagen? Welche Pauschalen stehen dir zu? Was passiert, wenn du dich im Homeoffice verletzt? Darf dich dein Arbeitgeber kontrollieren oder gar überwachen? Wir haben die wichtigsten Punkte zum Home Office zusammengetragen und erklären dir alles, was du wissen musst um von zu Hause aus zu arbeiten.

#hokifyexpertentipp: Mittlerweile befinden sich viele Unternehmen wieder im Büro. Die 3G Regel gilt nicht mehr am Arbeitsplatz und die Impfplicht in Österreich wurde vorerst ausgesetzt - damit gibt es keine dezidierten Corona-Maßnahmen mehr am Arbeitsplatz.

Die rechtlichen Grundlagen

Homeoffice oder Telearbeit dürfen nicht einseitig angeordnet werden. Eine Verpflichtung zur Heimarbeit besteht nur, wenn dies im Arbeitsvertrag eindeutig vereinbart wurde. Sonst gilt: Homeoffice-Regelungen müssen gemeinsam mit dem Arbeitgeber vereinbart werden, auch alle Details, die Aufgaben und Arbeitszeiten oder etwa Kosten (Strom, Internet, etc.) anbelangen. Einfach eigenmächtig zu Hause bleiben ist nicht zulässig und dein Arbeitgeber kann nicht nicht zum Homeoffice zwingen - es gibt also weder ein Recht, noch eine Pflicht auf Homeoffice. Telearbeit muss im schriftlich festgehalten werden und sind auch ohne Unterschrift gültig - entweder direkt im Vertrag oder auch als E-Mail, SMS oder Chat-Nachricht.

Alle im Büro anwendbaren Gesetze (Arbeitszeitgesetz, Urlaubsgesetz, Gleichbehandlungsgesetz usw.) gelten auch im Homeoffice. Du musst nicht weniger, mehr oder zu anderen Zeiten arbeiten, nur weil du im Homeoffice bist. Auch Ruhezeiten und Pausen müssen weiterhin eingehalten werden. Du musst auch deine Arbeitszeitaufzeichnung ganz normal weiterführen und deiner Vorgesetzen auf Nachfrage vorlegen.

Ausstattung und Home Office Pauschale

Wenn du von zu Hause aus arbeitest, brauchst du natürlich auch die passenden Geräte dafür. Laptop, Handy, Bildschirm, Tastatur und Maus - da kommt schon einiges zusammen. Wer für die Geräte aufkommen muss und wer dafür haftet, kommt auf deine Situation an.

Nutzung von Firmenlaptop und Co.

Generell sollte die technische Ausrüstung vom Unternehmen gestellt werden. Das bedeutet, dass dir Laptop, Handy, Bildschirm und andere Geräte, die du für deine Arbeit benötigst, von deinem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden sollten. In den meisten Fällen ist das auch kein Problem, da in vielen Büros bereits Laptops zum Einsatz kommen.

Doch was passiert, wenn die Kaffeetasse beschließt, ihren Inhalt über die Laptop Tastatur zu leeren? Prinzipiell gilt im Homeoffice das Dienstnehmerhaftpflichtgesetz und die damit verbundene Haftungsminderungs-Möglichkeit. Was das genau bedeutet, ist im Einzelfall zu klären - generell fällt der Selbstbehalt jedoch geringer aus und kann bei kleinen Schäden sogar ganz wegfallen. Ist der Schaden durch eine entschuldbare Fehlleistung während der Arbeitsleistung entstanden, musst du grundsätzlich keinen Schadenersatz leisten. Haftbar bist du dann, wenn du einen fahrlässigen oder grob fahrlässigen Fehler gemacht hast, der zu dem Schaden geführt hat. Das gilt übrigens auch für Mitbewohnerinnen: wenn das eigene Kind also den Laptop hinunter schmeißt, wird der Fall so gehandhabt, als wäre es die Dienstnehmerin (also du) gewesen.

Außerdem können alle Arbeitnehmerinnen, die mehr als 26 Tage im Jahr im Homeoffice arbeiten, 300€ pro Jahr in der Arbeitnehmerveranlagung für ergonomische Büromöbel von der Steuer absetzen. Das schließt vor allem ergonomische Bürosessel, Tische und Beleuchtung mit ein.

Nutzung privater Geräte im Home Office

Wenn ein privates Gerät verwendet wird, muss geklärt werden, ob alle Zugänge vorhanden sind und ob alle Sicherheitsstandards des Unternehmens eingehalten werden. Hier ist die Datensicherheit von großer Bedeutung. Geklärt werden muss:

  • Welche Daten und Unterlagen dürfen ins Homeoffice mitgenommen werden?

  • Wie werden Daten gesichert und dem Unternehmen/Kollegen zugänglich gemacht?

  • Ist der Datentransfer sicher?

  • Was passiert, wenn Schadsoftware/Viren über das private Netzwerk in das Firmennetzwerk gelangen?

  • Was geschieht mit alten Daten bzw. vertraulichen Zetteln?

Diese Fragen variieren je nach Branche und Bereich in dem im Homeoffice gearbeitet wird. Bestenfalls werden diese Punkte schriftlich festgehalten, damit sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer genau in Kenntnis sind, wie die Arbeit im Homeoffice im konkreten Fall aussieht.

#hokifyexpertentipp: Es gibt einige Jobs, die sich besonders gut für das Homeoffice eignen und in denen du viel von zu Hause aus arbeitest. In diesen Jobs ist es besonders wichtig, dass alle Rahmenbedingungen klar definiert sind.

Nutzt du im Homeoffice deine eigenen Geräte, steht dir die Home Office Pauschale zu: für jeden Arbeitstag im Home Office kann dir dein Arbeitgeber 3€ für bis zu 100 Tage auszahlen. Diese Pauschale ist abgabefrei. Konkret bedeutet das, dass du bis zu 300€ im Jahr erhalten kannst, wenn du im Homeoffice mit deinem eigenen Laptop oder Handy arbeitest. Erhältst du von deinem Arbeitgeber keine Homeoffice Pauschale, kannst du die Ausgaben für das Homeoffice in der Arbeitnehmerveranlagung als Werbungskosten geltend machen. Auch wenn du höhere Ausgaben hast, kannst du diese in der Arbeitnehmerveranlagung geltend machen.

Homeoffice und Privatsphäre

Wenn man als Arbeitnehmer im Homeoffice tätig ist, muss die Privatsphäre gewahrt werden, Arbeitgeber haben also nicht einfach Zutritt im Haus oder der Wohnung, in der Telearbeit verrichtet wird. auch die Arbeitsinspektion darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Arbeitnehmerin deren Wohnung betreten.

Grundsätzlich gelten für die Überwachung im Homeoffice dieselben Regelungen, wie im Büro: Kontrollen, die die Menschenwürde verletzen (z.B. das Abhören von Telefonaten, Überwachungskameras in Hygieneräumen oder die Überprüfung des Privatlebens) sind in jedem Fall verboten. Die Überwachung durch Kameras (z.B. durch Laptop Kameras) ist zustimmungspflichtig - entweder durch den Betriebsrat oder durch dich selbst. Deine privaten E-Mails dürfen prinzipiell nicht gelesen werden.

Gesundheit und Versicherung im Homeoffice

Du bist auch im Homeoffice unfallversichert. Hast du also bei der Ausübung deiner Tätigkeit einen Unfall, bist du ganz normal versichert. Das gilt auch für Wegunfälle, die die täglichen Bedürfnisse decken: auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule oder beim Einkauf für das Mittagessen an einem Homeoffice Tag.

Auch im Homeoffice ist deine Gesundheit wichtig! Regelmäßige Pausen, eine ergonomische Haltung und genug Licht und Frischluft sind auch beim Arbeiten von zu Hause wichtig. Achte darauf, genug zu trinken, zwischendurch Bewegung zu machen und regelmäßig zu lüften.

Die wichtigsten Tipps für das Homeoffice

Erstmal hört sich Homeoffice ganz verlockend an: Pyjama, nebenbei Kochen und das Sofa in Reichweite? Super. So einfach ist es dann doch nicht, überhaupt in Zeiten der Corona-Krise. Es ist wichtig, eine Routine zu schaffen und eine Arbeitsleistung zu bringen, wie sonst im Büro - gerade von zu Hause aus. Deshalb haben wir hier die drei wichtigsten Tipps für das Homeoffice zusammengefasst:

1. Organisiertes und effizientes Arbeiten

Obwohl Studien belegen, dass man von zu Hause aus ähnlich effizient arbeitet wie aus dem Büro, sollten alle Dinge rund um die Heimarbeit gut organisiert sein. Wichtig ist es, sich einen kleinen Arbeitsplatz einzurichten. Hier gilt: Ordnung halten und alles das für die Arbeit gebraucht wird, auch in Reichweite zu haben. Selbiges gilt für die Arbeitszeit, hier sollte eine klare Beginnzeit, die täglich eingehalten wird, gewählt werden. Auch Pausen sollten geregelt sein. Um es sich einfacher zu machen kann der Büro-Arbeitsalltag zu Hause simuliert werden. In Zeiten des Smartphones kann man in der Kaffeepause ja einfach mal mit der Kollegin telefonieren. Ob die Jogginghose während dem Homeoffice angebracht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht helfen dir ja unsere coolen Homeoffice-Gadgets dabei?

2. Kommunikation mit Kollegen und im Team

Für die Kommunikation im Team müssen geeignete Kanäle gewählt werden. Hier gibt es schon einiges an kostenloser Software, um sich zum Beispiel per Videokonferenz zu sprechen. Eine Übersicht dazu kann hier nachgelesen werden. Diese eignet sich dazu, tägliche Meetings mit den Kollegen abzuhalten, somit weiß jeder immer genau Bescheid, wer was zu tun hat. Zusätzlich kann am Ende jedes Arbeitstages eine kurze Mail ausgesendet werden: was wurde am jeweiligen Tag erreicht, wo braucht man etwa Unterstützung von Kollegen. Solche Kleinigkeiten heben die Motivation und lassen das Team zusammenwachsen.

3. Ziele und Produktivität

Eine der wichtigsten Grundlagen für das Homeoffice sind Vertrauen und Transparenz. Projekte mit Meilensteinen und Teilzielen, die gemeinsam mit Team und Führungskraft erarbeitet wurden, können helfen sich die Arbeit übersichtlich einzuteilen und die Produktivität zu steigern. Über solche Projektziele kann der Fortschritt und die Effizienz im Homeoffice gemeinsam eruiert werden.

Mehr Tipps und Tricks fürs Homeoffice findest du in unseren 5 Tipps für den Homeoffice-Alltag!

Fazit

Eigentlich verhält es sich im Homeoffice gar nicht so anders, als im Büro: die geltenden Gesetze sind großteils in Kraft, du hast das Recht auf Pausen, geregelte Arbeitszeiten und Urlaub. Eigentlich sollte dir dein Arbeitgeber die Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellen, nutzt du jedoch deine eigenen Geräte, steht dir eine Homeoffice Pauschale bzw. die Absetzung deiner Kosten von der Steuer zu. Viele Jobs werden mittlerweile schon nur noch von zu Hause aus angeboten: Das sind die besten Homeoffice Jobs!

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